Dolmetschermethoden – welche gibt es und wann und wo werden sie angewendet?
Ein Dolmetscher ist eine Person, die schriftliche oder mündliche Texte so überträgt und weitergibt, dass sie für jeden zu verstehen sind.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass der Dolmetscher die zu übertragenden Texte teilweise komplett umstellen muss, ohne den Sinn zu verändern. Er muss also nicht nur seinen Erwartungen, sondern auch denen des Zuhörers gerecht werden. Um dem Zuhörer das Essenzielle zu vermitteln, gibt es verschiedene Dolmetschermethoden. Es ist jedoch von der Situation und dem Kontext abhängig, welche Methode wann angemessen ist.
Das Simultandolmetschen
Das Simultandolmetschen ist wahrscheinlich die bekannteste der Dolmetschermethoden. Sie kann in vielen Bereichen eingesetzt werden und ist zudem die schnellste und direkteste Methode. Viele von Ihnen haben die Simultandolmetschermethode sicherlich schon einmal im Fernsehen bei Live-Übertragungen gesehen. Hier sitzt der Dolmetscher in einer schalldichten Kabine. Über Kopfhörer hört er den Vortragenden reden und spricht seine Übersetzung in ein Mikrofon vor sich. Die Übersetzung wird dann über Kopfhörer an eine Person oder eine Personengruppe weitergegeben. Der große Vorteil dieser Methode ist, dass die Übersetzung mit nur minimaler zeitlicher Versetzung stattfindet.
Das Flüsterdolmetschen
Bei dieser Methode fungiert der Dolmetscher quasi als persönlicher Begleiter einer Person oder einer kleinen Personengruppe. Das Flüsterdolmetschen wird vor allem bei Produktbesichtigungen, Führungen oder ähnlichen Anlässen genutzt. Hier kommt der Dolmetscher den Personen sehr nahe, um ihnen die Übersetzungen mitzuteilen. Ist es allerdings zu laut, so kommen auch hier, wie beim Simultandolmetschen, Kopfhörer zum Einsatz. Sowohl beim Flüsterdolmetschen als auch beim Simultandolmetschen ist es üblich, dass sich zwei Dolmetscher abwechseln und die Arbeit teilen.
Das Verhandlungsdolmetschen
Bei Verhandlungen ist es üblich, dass sich zwei Parteien während eines Gesprächs langsam einigen. Deshalb übersetzen die Dolmetscher hier immer nur Stück für Stück. Ein Dolmetscher fungiert hier meist als Übersetzer für beide Parteien und sitzt direkt mit am Verhandlungstisch. Die Übersetzung erfolgt hier direkt und ohne Kopfhörer und Mikrofone. Anders als bei den vorherigen Methoden ist es so, dass nicht Satz für Satz übersetzt wird, sondern einer der Verhandlungspartner mehrere Sätze spricht und dann das Wort direkt an den Verhandlungsdolmetscher weitergibt. Nach der Übersetzung wird auf die Antwort des anderen Verhandlungspartners gewartet, damit auch diese übersetzt werden kann.
Wichtig hierbei ist, dass beide Parteien dem Dolmetscher voll und ganz vertrauen. Bei Verhandlungen geht es nämlich nicht gerade selten um hohe Geldsummen und prägende geschäftliche Übereinkommen. Handelt es sich um neue Geschäftsbeziehungen, so ist es sinnvoll, einen neutralen Dolmetscher von einer Agentur zu buchen. Bei bereits bestehenden Geschäftspartnerschaften und einer gewissen Vertrauensbasis kommt es öfter vor, dass einer der Verhandlungspartner den Dolmetscher stellt.
Das Konsekutivdolmetschen
Das Konsekutivdolmetschen findet eher bei stattlichen Banketts und besonderen Anlässen statt als bei geschäftlichen Terminen. Während anderssprachige Gäste beispielsweise eine Rede halten, macht sich der Dolmetscher Notizen, die ihm dabei helfen, die Rede vollständig übersetzt wiedergeben zu können, wenn der Vortragende seine Ansprache beendet hat. Der grundlegende Unterschied ist hier also, dass nicht Stück für Stück übersetzt wird, sondern im Anschluss der gesamte Text originalgetreu wiedergegeben wird. Hier ist es von Bedeutung, dass der Dolmetscher eine angenehme, aber laute Stimme hat. Es wird also viel Wert darauf gelegt, wie der Dolmetscher die Rede verständlich darbietet und dennoch spannend gestaltet, da diese Methode eine gewisse Zeit beansprucht.
Das Gebärdendolmetschen
Das Gebärdendolmetschen ist eine Methode, bei der nicht gesprochen wird. Hier steht die Zeichensprache im Mittelpunkt. Der Dolmetscher übersetzt dabei das Gesagte für ein hör- und meistens auch sprachbeeinträchtigtes Publikum in eine Form der Zeichensprache. Bei Gesprächen oder Verhandlungen ist der Dolmetscher auch in der Lage, die Zeichensprache in das gesprochene Wort zu übersetzen. Wichtig bei dieser Methode ist, dass sich der Dolmetscher so platziert, dass er für alle gut zu sehen ist. Oftmals wird der Dolmetscher sogar abgefilmt und auf Leinwand gezeigt, damit seine Zeichen deutlich zu erkennen sind.
Nun wissen Sie, welche verschiedenen Methoden es beim Dolmetschen gibt und worauf es grundsätzlich ankommt – nämlich auf die klar verständliche Übersetzung. Natürlich gibt es noch andere Dolmetschermethoden, die oben genannten sind jedoch die geläufigsten.